Katzengeschichten

(Fachsprl.: Minnie, Mietzele, Maunzi, Mietz-Maunz-Minz-Mutzerle)

Wer liebt sie nicht, unsere kleinen Vierpfoter? Gibt es etwas Schöneres, als bei stürmendem Wetter in der warmen Wohnung mit seinem kuscheligen Hausgenossen behaglich eine Tasse Tee zu trinken? Wer hat seine Katze nicht gern, wenn nach dem Duschen kein Handtuch parat liegt? Der Mensch hat die Vorzüge dieser klugen Gesellen längst erkannt.

Bereits im alten Ägypten wurde die Katze hoch verehrt. Sie hatte dort einen Kultstatus inne, wie er heutzutage vielleicht nur noch von den Fetten Zwergen erreicht wird. Die alten Ägypter waren so schlau, aus einem riesigen wilden Tier mit langen Säbelzähnen eine handlich-kompakte mäusemordende Waffe zu züchten.Nebenbei erfanden sie noch das Nilpferd, mit dem man jetzt auch im Wasser reiten konnte,und versuchten den Kölner Dom als Pyramide nachzubauen. (Für weiterführende Informationen sei auf das Werk „Der lachende Pharao“ des bekannten Ägyptologen Prof. Bärbel Bumie verwiesen.)

So begrüßenswert die Vergötterung der Katze im alten Ägypten, desto unerfreulicher ihre Handhabung in nachfolgenden Epochen. Nachdem sich die Katze inzwischen auch in Europa heimisch gemacht hat, musste sie bis in die Neuzeit hinein Unglaubliches durchstehen. Gehetzt und verfolgt warf man sie auf Scheiterhaufen, verfluchte sie, sah in ihr den besten Kumpel des Teufels. Die Menschen der letzten Jahrhunderte waren durch agitatorisch geschürten Irrglauben verblendet. Eine Konspiration angeleitet durch Hunde ist nicht auszuschließen. Zudem war es damals ziemlich langweilig, da es keinen Kabelanschluss gab, und so musste man sich die Zeit mit extravaganten Schauspielen vertreiben.

Inzwischen ist der Mensch aufgeschlossener und glaubt nicht mehr jeden Dreck. Nur die Hunde haben die positiven Attribute einer Katze noch nicht erkannt. Dabei hat die Katze determinanten Einfluss auf die gegenwärtige Kulturentwicklung. Bedeutsame Werke wurden geschaffen. Der gestiefelte Kater, Die Katze mit Hut, Ösi ist verkatert sind nur drei Beispiele der Weltliteratur. Kleine Kinder und Musicaldarsteller verkleiden sich nur allzu gern als Katze. Wenn jemandem etwas misslingt, sagt er gewöhnlich „Es ist zum Katzen“. Einem derart hehren Lebewesen die Bedeutung zu versagen, käme dem Exodus der Zivilisation gleich. Da könnte man gleich die „Musik“ der Löcher von Scooter in die Hitparade wählen. Das Meritum der Katze liegt in ihrer Präsenz, aber auch in ihrer Distanz zum humanoiden Partizipanten. So ist davon abzuraten, ein gemeinsames Mahl, womöglich noch ein Candle-Light-Dinner, zu veranstalten.

Die Katze besorgt sich im Allgemeinen ihr Essen selbst. Sie ist dafür von der Natur optimal ausgestattet worden. Neben den hochsensiblen Sinnesorganen zum Aufspüren, ist es vor allem ihre Bewaffnung, die Vögeln und besonders Mäusen Schiss einjagt. Hat eine Katze ihr Opfer gefunden, dankt sie ihrem Gott für die Gabe, indem sie es immer wieder in die Höhe wirft, sozusagen als Angebot an Gott im Himmel.Da dieser es jedoch mit Hilfe der Schwerkraft verschmäht, schlitzt sie ihre Beute schließlich fachgerecht der Länge nach auf und tut sich an den noch warmen Eingeweiden genüsslich. Im Anschluss daran benutzt sie den übrig gebliebenen Mäuseschwanz, um sich die Zähne zu säubern. Damit ist der Akt der Nahrungsaufnahme längst nicht beendet.

Auch hierin ist die Katze dem Menschen überlegen. Während dieser sich satt und zufrieden zurücklehnt, isst die Katze Gras und Salat. Daraufhin beginnt sie fürchterlich zu kotzen, was sehr wichtig für die Katze ist. Wissenschaftler haben errechnet, dass eine Katze im Laufe ihres Lebens an die 10000 Mal kotzen muss.Circa 2000 Mal benutzt sie dabei die Hausschuhe ihres Herrchens. Der genaue Vorgang ähnelt dabei der Motorik des aus der Werbung bekannten Aral-Hundes. Der Körper ist angespannt, jeder Muskel ist fixiert, nur der Kopf schwenkt in einem regelmäßigen, perfekt ausgeklügelten Turnus von links nach rechts und zurück. Würde man in einem Experiment die Katze dabei hochheben, wäre sie sehr sauer. Nach erfolgreichem Abschluss dieses elementaren Aktes, freut sich die Katze und würde am liebsten ein Lied singen.

Dann ist sie auch wieder für den Menschen zugänglich. Frohgemut begibt sie sich zu ihrem Lieblingsplatz, hängt ihre Jacke an die Garderobe und schaltet den Fernseher ein. Dabei stellt sie fest, dass der Club gegen Wolfsburg mit 1:0 in Führung gegangen ist. Ihre Euphorie ist nun nicht mehr zu bremsen. Sie handelt nun nach einem zweiten elementaren Prinzip, nämlich dem des Spielens. Der Laie könnte nun vermuten, damit wären menschliche Spielvarianten gemeint. In der Natur der Katze liegt es jedoch, dass sie mit Gesellschaftsspielen wie Schach oder Sackhüpfen nichts gemein hat. Allenfalls an Mikado findet sie Gefallen, verliert aber aufgrund ihrer Ungestümtheit nur zu oft. Am liebsten hetzt die Katze einer Schnur nach, die vom Herrchen/Frauchen durch die Wohnung gezogen wird. Kritische Leser könnten nun einwenden, dass dies von einer leichten Primitivität zeuge. Dem ist aber nicht so. Für die Katze hat der Vorgang nämlich symbolische Bedeutung. Sie reflektiert damit bestimmte Schemata, die für die natürliche Existenz entscheidend sind. So erscheint es der Katze, als ob eine Schnur durch den Wald gezogen wird. Dieses erbrachte Maß an Leistung fordert freilich einen Ausgleich.

Um den Energieverlust wieder zu kompensieren, wird ein weiteres Elementarprinzip genutzt: Der Schlaf. Katzen schlafen sehr viel, vor allem dann, wenn sie müde sind. In einem hominid-feliden Vergleichsraster gibt es nur einen Menschen, der an das Schlafbedürfnis von Katzen herankommt.Im Falle des B.B. aus W. (Veröffentlichung des Namens aus datenschutzrechtlichen Gründen untersagt) werden dabei auch ungewöhnliche Schlafplätze aufgesucht wie Wirtshaustische, Bierzeltbänke oder Kneipentresen. Eine genauere empirisch gesicherte Untersuchung steht hierzu noch aus, da die Daten durch den sogenannten Action-Jackson-Effekt oft verzerrt und unbrauchbar werden.

Im Gegensatz zur Bumie hat die Katze jedoch einen sehr wachen Schlaf. Betritt man einen Raum, in dem eine Katze schläft, und bläst laut in eine Trompete, fährt sie blitzschnell auf und ist sofort völlig funktionstüchtig. Es ist unglaublich, wie oft man das wiederholen kann, ohne dass die Katze von ihrem Schlafverlangen ablässt. Der bekannte Katzenexperte und geschätzte Kollege Dr. van Eugen hat zu ähnlichen Phänomenen mehrere Untersuchungen durchgeführt und dabei unter anderem eruiert, dass Katzen sehr gerne an warmen Orten schlafen, wogegen sie von Schnee bedeckt keine Ruhe finden. Sie protestieren vielmehr lauthals und lassen wahre Schimpftiraden über den Menschen ergehen.

Das felide Sprechvermögen ist von einer größeren Komplexität als bisher vermutet. Während dem gewöhnlichen Menschen das einfache „Miau“ am geläufigsten sein wird, kann sich die Katze situationsgemäß viel differenzierter ausdrücken. Neben „Roooaaaou“ (Katze ist geil) und „Nängnängnängnäng“ (Katze sieht Opfer) sind es dabei vor allem Missbezeugungen, die die Katze zu wahren verbalen Höchstleistungen anspornen. Mit „Manz!“ wird ein kurzes Schwanzziehen beantwortet Einen leichten Ohrenbiss quittiert die Katze mit „Rrräng“. „Fchchchch!“ mit anschließenden Krallenattacken ist die Reaktion auf Schwanzziehen ohne Loslassen.

Auch das Spektrum der nonverbalen Verhaltensweisen ist äußerst mannigfach. Hat die Katze die Augen geschlossen, schläft sie. Meistens bis zu einem Trompetensignal. Dann sind die Augen geöffnet, und die Katze prägt sich ihre Umwelt ein. Hat man die vielfältigen Signale und Verhaltensmuster der Katze erst einmal verstanden, dürfte einem zuträglichen Zusammenleben nichts mehr im Wege stehen.

Wir sollten alle auch weiterhin daran arbeiten, diese Umwelt katzengerecht zu erhalten. Ein bisschen mehr Teilnahme an diesen zarten Wesen würde unser aller Gemeinschaft erfreulicher gestalten. Eine Katze kann sehr viel geben, wenn man sie versteht. Wer liebt sie nicht, unsere kleinen Vierpfoter?

In Anbedacht der von uns gegangenen,

der uns erfreuenden gegenwärtigen

und der zukünftigen Generationen von Samtpfoten.

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